Java oder C#? Beide Ökosysteme sind 2025 erstklassig. Die Entscheidung hängt weniger von Mikro-Benchmarks ab, sondern von Plattform, Tooling, Deployment und deinem Team-Know-how. Dieser Leitfaden liefert eine praxisnahe Orientierung – besonders für Windows-Tools, Java/Eclipse-RCP-Apps und gemischte Umgebungen für all diejenigen, die vielleicht noch unbefleckt sind und weder C#- noch Java-Entwicklung-Experten sind. Denn in den meisten Fällen wird vermutlich die Entscheidung über das vorhandene KnowHow und den bereits vorhandenen Entwicklungsumgebungen samt zugehöriger Support-Verträge fallen.
Laufzeit & Plattformen
- Java: Läuft auf der JVM (HotSpot/Graal), ideal für Linux, macOS und Windows. Android ist voll interoperabel (häufig mit Kotlin).
- C#: Läuft auf .NET 6/7/8+. Unter Windows first-class, aber auch auf Linux/macOS stabil. MAUI/Blazor ermöglichen Cross-Plattform-UIs.
Merke: Für breite Cross-Plattform ist Java traditionell stark, für Windows-nahe Anwendungen hat .NET/C# meist die Nase vorn.
Sprachfeatures & Ergonomie
- Java: Records, Pattern Matching (im Ausbau), virtuelle Threads (Project Loom), Streams-API. Generics mit Type Erasure; checked exceptions prägen das API-Design.
- C#: Schnelle Evolution: async/await, LINQ, Records, Pattern Matching, Span<T>, Source Generators, NativeAOT. Reifizierte Generics; Exceptions sind unchecked.
Produktivität: Viel asynchroner Code fühlt sich in C# dank async/await und LINQ oft besonders ergonomisch an. Java hat mit Loom bei Concurrency stark aufgeholt.
Performance & Speicher
Beide Runtimes bieten moderne JITs und starke Garbage-Collector (Java: G1/ZGC; .NET: Workstation/Server GC). Praxisabhängig:
- .NET punktet häufig mit seinen vielfältigen NET-Entwicklung-Lösungen bei Windows-I/O, P/Invoke und mit NativeAOT (kleine, schnelle, eigenständige Binaries).
- Java glänzt in langlaufenden Services (Spring/Kafka). GraalVM Native Image reduziert Startzeit und RAM-Footprint.
Tooling & Build
- Java: IntelliJ IDEA, Eclipse, VS Code; Maven/Gradle; JUnit/TestNG.
- C#: Visual Studio (unter Windows top), Rider, VS Code; MSBuild + NuGet; xUnit/NUnit/MSTest.
Beide Welten sind CI-freundlich und container-tauglich, mit riesigen Paketquellen (Maven Central, NuGet).
Frameworks & typische Einsätze
- Backend/Web: Spring Boot (Java) und ASP.NET Core (C#) sind schnell, produktiv und ausgereift.
- Desktop: JavaFX/Swing/SWT/Eclipse RCP (Java) vs. WPF/WinUI/WinForms (C#). Auf Windows fühlt sich C# „nativer“ an.
- Mobile: Android ⇒ Java/Kotlin; C# ⇒ MAUI (Android/iOS/Windows/macOS) mit gemeinsamem Code.
- Game/3D: Unity setzt auf C#; Java hat LWJGL, aber weniger Momentum.
Packaging & Deployment
- Java: JAR/WAR, jlink/jpackage, Container-Deployments.
- C#: Self-contained Single-File-EXEs, Trimming, NativeAOT, runde Installer-Stories.
Interoperabilität & Systemnähe
- Java: JNI/JNA für native Bibliotheken – mächtig, aber tendenziell schwergewichtiger.
- C#: P/Invoke, COM-Interop, direkter Zugriff auf Windows-APIs und gerätenahe Bibliotheken.
Schnellentscheidung: Java oder C#
- Nimm C#/.NET, wenn du Windows-Desktop (WPF/WinUI) baust, Self-Contained/NativeAOT willst, Windows-APIs nutzt oder MAUI/Blazor planst.
- Nimm Java, wenn du echte Cross-Plattform-Tools brauchst, im Spring/Kafka-Umfeld lebst, Android-First denkst oder bereits Eclipse RCP/JavaFX einsetzt.
Praxisnahe Szenarien
1) Windows-Only-Konfig-Tool
UI mit WPF/WinUI (C#), Packaging als self-contained EXE, NativeAOT für schnelle Starts, Serilog fürs Logging, Squirrel/MSIX für Updates. System-nahe Funktionen (Dienste, Registry, Named Pipes) sind bequem nutzbar.
2) Cross-Plattform-Engineering-Tool
Java/Eclipse RCP oder JavaFX für die GUI, Gradle/Maven im Build, Distribution via jpackage pro OS. Gleicher Code auf Win/macOS/Linux – ideal bei heterogenen Kundenumgebungen.
3) Zwei Tools mit lokaler TCP-Kommunikation
Protokoll sauber definieren (z. B. JSON/Protobuf). Auch lokal lohnt sich TLS (Java: SSLContext; .NET: SslStream/Kestrel), damit keine anderen lokalen Prozesse mitlesen oder injizieren. CRC prüft Integrität – ersetzt aber nicht Vertraulichkeit/Authentizität.
Stolpersteine mit Impact
- Generics: Java Type Erasure vs. C# reifiziert – relevant für Reflection, Constraints, Serialisierung.
- Exceptions: Java checked vs. C# unchecked – beeinflusst API-Design und Fehlerbehandlung.
- Async/Concurrency: C# async/await allgegenwärtig; Java mit CompletableFuture, Reactive-Stacks und virtuellen Threads.
- AOT & Startzeit: .NET NativeAOT und Java GraalVM reduzieren Startzeit/RAM, erfordern aber Sorgfalt bei Reflection/Native-Libs.
Fazit
Beide Ökosysteme liefern moderne Performance, Stabilität und Tools. Windows-fokussiert, systemnah, reibungsloser Installer? → C#/.NET. Cross-Plattform, bestehender Java-Stack, Android-Nähe? → Java. Am stärksten bist du, wenn du Geschäftslogik und Protokolle plattformneutral denkst und nur die Hosts/UIs sprachspezifisch optimierst.


